Corona-Weihnachten – Familienfest auf der Terasse, 12/2020


Zu den ersten Corona-Weihnachten im Jahre 2020 galten wegen der immer weiter fortschreitenden Delta-Variante noch strenge Kontaktbeschränkungen. So durfte man bei sich zuhause nur die Mitglieder eines weiteren Hausstandes treffen. Eine zu hohe soziale Mobilität des Einzelnen bzw. soziale Vernetzung mehrerer hätte Infektionen weiterverbreitet und das damals gefürchtete exponentielle Wachstum der Corona-Infektionen begünstigt.

An Heilig Abend 2020 waren meine Schwiegereltern zu Besuch. Um das Infektionsrisiko zu minimieren hatte ich schon Monate zuvor Luftfilter aufgestellt. Darüber hinaus hielten wir Weihnachten untereinander Abstand, aßen an getrennten Tischen und trugen den größten Teil der Zeit Maske. Diese Weihnachten waren zwar auf der einen Seite skurril und auch etwas grotesk. Auf der anderen Seite war es wichtig, gerade in diesen schweren Zeiten die Familie zu sehen, ohne ein schlechtes Gewissen um die Gesundheit der anderen haben zu müssen.

Meine Eltern trafen wir nicht in der Wohnung. Stattdessen standen wir alle auf unserer mit Lichterketten illuminierten Terrasse beisammen, tranken Glühwein und aßen Plätzchen. Auch wenn ich das Jahr 2020 als sehr bedrückend in Erinnerung behalte, denke ich an diesen hellen Moment der Gemeinsamkeit gerne zurück. Denn in der Tat war es die um die Hecken gewickelte Lichterkette, die trotz der schweren Zeiten eine besondere weihnachtliche Stimmung aufkommen ließ.

Rückblickend stehen diese Weihnachten für mich für die ständige Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit, die wir alle treffen mussten. Auf der einen Seite hatten wir auf Sicherheit gesetzt und uns nicht zuhause in großer Runde getroffen. Auf der anderen Seite bot uns aber die Terrasse die Möglichkeit, guten Gewissens auch mit meinen Eltern zusammenzustehen. Dieser besondere Wert eines eigenen Außengeländes wurde mir während Corona besonders vor Augen geführt.

sliusica corona Nr. 12 [06.12.2022]

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