#schleissheim Oberschleißheimer Volksfestgeschichten (1980er / 1990er Jahre) »ᴇʀɪɴɴᴇʀᴜɴɢᴇɴ


sliusica memoria Nr. 6 [13.03.2022]

Als ich drei Jahre alt war, zogen meine Eltern zogen im Sommer 1983 mit mir nach Oberschleißheim in die Staatsbedienstetenwohnungen in der Theodor-Heuss-Str. Seitdem war für mich das Oberschleißheimer Volksfest einer der Höhepunkte eines Jahres.

Meine erste Erinnerung dürfte aus dem Jahr 1984 oder 1985 sein und hat einen traurigen Hintergrund. Ich weiß noch, dass ich aus dem Fenster den Volksfestumzug beobachtete, als kurze Zeit später auf dem Pausenhof der Grundschule in der Parksiedlung ein Rettungshelikopter landete. Meine Eltern erzählten mir Jahre später, dass beim Einzug der Vereine ein Mitglied der Blaskapelle einen Herzinfarkt erlitten habe und leider im Krankenhaus verstorben sei.

Zu dieser Zeit ging es auf dem Volksfest auch deutlich rauer zu. Ich habe mich als kleiner Junge am Rande der Schaustellerbuden umgesehen und erinnere mich, dass etwas – es war vermutlich ein Bierkrug – über meinen Kopf flog. Unversehens bin ich zwischen die Fronten einer Volksfestschlägerei geraten. Da der Bierkrug mich nicht traf, sondern über mich hinwegflog, dürfte ich noch im Kindergartenalter gewesen sein, das Ereignis trug sich folglich 1986 oder 1987 zu.

In den frühen 1990er Jahren war das Highlight des Volksfestes der jedes Jahr am Mittwoch auftretende Pony Express. Zu Country-Musik trafen sich im Bierzelt Jung und Alt, hohe Tiere und normale Bürger und tanzten auf den Bänken und Tischen. Da das Bierzelt mehr als nur gut gefüllt war, musste man bereits früh einen Platz freihalten. Damals nahm man auch das für 23 Uhr vorgeschriebene Ende nicht so genau, weshalb der Pony Express schon einmal bis ein Uhr nachts spielte.

Seit den 1990er Jahren nahm ich – meist mit dem Kleingartenverein – am Einzug der Vereine teil. Die Route hat sich bis heute nicht geändert.* An der Spitze war damals noch ein Pferdegespann der Brauerei, wobei die „Pferdeäpfel“ so manchem Teilnehmer zum Verhängnis wurden. Die Blaskapelle marschierte spielend in das Bierzelt ein und nahm für die Eröffnung auf der Bühne platz. Bis letztlich ‚ozapft woa‘ wurde auch noch kein Bier ausgeschenkt.

Zur Jahrtausendwende hatte das Volksfest an Charm verloren. Die Brauereigäule waren nicht mehr Teil des Umzuges, die Blaskapelle eröffnete nicht mehr musikalisch und Bier gab es schon, wenn die Vereine noch nicht eingezogen waren geschweige denn das Gemeindeoberhaupt ‚ozapft hod‘. 2002 trat die Band ‚Der Schuh des Manitu‘ auf. Ob der an diesem Abend entstandene Tinnitus nur aus Lärm resultierte oder der auf einem Holzpferd auf der Bühne galoppierende Frontmann der Band dazu beitrug, vermag ich bis heute nicht zu beurteilen. Das auf dem Volksfest gebotene Programm hat sich danach allerdings wieder deutlich verbessert.

Das Volksfest ist bis heute ein Teil der Kultur unseres Ortes geblieben. Den ausrichtenden Vereinen FC Phoenix und RSV Oberschleißheim gebührt ein großes Dankeschön dafür, dass sie diesen Beitrag für die Gemeinschaft unseres Ortes leisten. Damit dies so bleibt seien diese Erinnerungen auch der Aufruf an alle Oberschleißheimer, die Gemütlichkeit nicht nur in der Ferne zu suchen, sondern an diesen paar Tagen im Jahr das Oberschleißheimer Gemeinschaftsgefühl zu stärken uns unsere Volksfestkultur zu feiern.

* Hofkurat-Diehl-Straße, Mittenheimer-Straße, Professor-Otto-Hupp-Straße, Fohlengarten, Stutenanger, Theodor-Heuss-Straße

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