Museumsreport: Landesausstellung „Wir sind Kaiser“ in Regensburg


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Um es vorwegzunehmen: Die bayerische Landesausstellung „Wir sind Kaiser“ in Regensburg zu Ludwig dem Bayern ist — den Titel mal nicht bewertet — ein museumspädagogischer Genuss! Sie ist in drei Etappen unterteilt, die im fußläufigen Bereich der Regensburger Innenstadt sich befinden. Der Hauptteil in der Minoritenkirche bildet zweifelsohne den Höhepunkt der Ausstellung. Auf fünf Ebenen wird der Besucher in die damalige Welt hineingeführt, wobei ihn eine Mischung aus authentischen Quellen, modernen Karten und Schautafeln sowie ausführlichen Beschreibungen erwartet. Eine durchaus nennenswerte Zahl an Urkunden und Schriftstücken wurde aus den Archiven in die Ausstellung gebracht und bei Einhaltung aufwändiger konservatorischer Maßnahmen zur Schau gestellt. Stammtafeln und Landkarten verleihen der Ausstellung durch passende Lichtinstallationen einen modernen Touch sind durchaus geeignet, das weitere Interesse des Besuchers zu wecken. Dieser erhält darüber hinaus auch die Gelegenheit, eine digitalisierte Buchrolle nach historischen Gegebenheiten zu durchsuchen und mit dem nachgebildeten Siegel Ludwig des Bayern Postkarten zu stempeln; einziger Fauxpas ist eine Schreibfeder, die eine Kugelschreibermine enthält.

Auch wenn der in der Landesausstellung gezeigte Film „Regensburg. Stadt und Dom 1300-1350“ den wissenschaftlichen Betrachter nicht zuletzt ob seiner Vermischungen von Gegenwart und Vergangenheit erschauern lässt: Die filmische, populärwissenschaftliche, schauspielerische und nicht zuletzt technische Leistung ist nicht zu verkennen. Denn alle Rollen, sei es als Kaiser, Papst, Betler, Bote etc. werden allein durch Christoph Süß dargestellt. Dass hierbei eine Interaktion von Süß als in der Gegenwart auftretendem Moderator mit Akteuren der Vergangenheit stattfindet ist zwar gewöhnungsbedürftig, entbehrt aber trotzdem nicht einer gewissen Raffinesse. Das technische Highlight ist zweifelsohne die auf einer Kombination von HD-Projektoren und Spezialfolien basierende 3D-Holographie. Mit ihr wird Christoph Süß auf die Bühne projiziert und schreitet vor der eigentlichen Projektionsfläche des Films auf und ab. Der Film dauert etwas mehr als eine halbe Stunde und ist auch online und im TV Verfügbar ist. Ohne den persönlichen Gang ins 3D-Kino würde der Film allerdings einen großen Teil des filmischen und technischen Genusses verlieren.

Nur von geringem musealem Mehrwert für das Thema der Landesausstellung ist der Domkreuzgang, der Einblicke in mittelalterliches Alltagsgeschehen bieten soll. Ebenfalls sparsam ausgefallen ist die der Homepage des HdbG angegliederte Internetpräsenz zur Ausstellung. Hier musste bei den ansonsten offensichtlich nicht gescheuten Kosten gespart werden. In Regensburg ist die Landesausstellung vom Hauptbahnhof aus fußläufig erreichbar.

Zeitpunkt des Museumsbesuchs:
August 2014

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